Flurin
Es war einmal ein Turm...
Unser Haus, der Flurinsturm, gehört zu den ältesten noch erhaltenen Strukturen der Stadt. Seinen Namen haben sowohl das historische Gebäude, als auch unser Gastbetrieb, einem hier ansässigen Richter aus dem 14. Jahrhundert zu verdanken: Flurin von Turm. Der rätoromanische Namen „Flurin“, zu Deutsch „Florian“, stammt vom lateinischen „Florus“ ab und bedeutet „der Blühende“ oder „der Prächtige“.
Die über 800 Jahre alten romanischen Grundmauern erlebten jedoch nicht nur Prächtiges seit ihrer Entstehung: Intrigen und Kämpfe zwischen Adelsfamilien, Ansiedlung und Vertreibung jüdischer Bankiers (14. Jh.), Mord und Zerstörung durch die Calvenschlacht (1499), Brandschatzung durch den französischen Überfall (1799) und die dadurch notwendige Umfunktionierung in ein Gefängnis bis zur Gerichtsverlegung 1931 sind nur einige nennenswerte Stationen, deren Jahreszahlen auch unsere Zimmernummern bilden.
... im kleinen Städtchen Glurns
Jedoch gab es nicht nur Kümmernisse. Vor allem im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit florierte das kleine Städtchen an der Etsch. Handelnde und Reisende füllten die Gassen. Kaufleute und Handwerker gründeten neue Standorte in den Stadtmauern und trugen zum allgemeinen Wohlstand bei. Der Flurinsturm war als Gerichts- und Verwaltungssitz ein Gegengewicht zu den starken kirchlichen Einflüssen und diente nicht nur dem Adel, sondern sogar Kaiser Maximilian bei seiner Durchreise als Herberge. Ein Glanz, der vor allem mit dem Aufstieg anderer Handelsrouten verschwinden sollte, jedoch bis heute durch Häuser wie diesem in Erinnerung bleibt.
Da kamen Vater und Sohn...
Das leerstehende Gebäude wurde vom Grafen Trapp in den 1950er Jahren an die Familie Prieth, welche durch die Seestauung in Graun zum Auswandern gezwungen wurde, verkauft und diente von da an als Wohnhaus und Werkstatt. Der Sohn, Leonhard Prieth, welcher bis in das Jahr 2018 eine Tischlerei im Erdgeschoss des Turms betrieb, verkaufte das Gebäude an seinen Freund (und meinen Vater) Fred, welcher mit mir zusammen eine Komplettsanierung des heruntergekommenen Hauses initiierte. Entstanden ist dabei ein Familienprojekt, das die Geschichte des Turms nun mit jener der Familie Ortler verbindet.
.... und viele junge Leut!
Und seitdem sind wir da. Wir, das sind nicht nur ich und mein Vater, sondern viele junge Menschen, die dem etwas in die Jahre gekommenen Flurin wieder zur Blüte verhelfen. Die ihre Energie und Leidenschaft bündeln bis ein Puls entsteht, der dem schlafenden Riesen lebenswichtigen Atem einhaucht. Wir sind Teil des Hauses. Wir leben darin, kümmern uns um ihn, öffnen alle Tage seine Tore und laden neue Gäste ein. Jeder ist willkommen. Jeder kann ein weiteres Kapitel hinzufügen.